Antelope, Horseshoe Bend und Lake Powell (Page, Arizona)

Drei Tage,

zwei Antilopen,

ein Hufeisen

und Kurzurlaub am See. 

...

Tag 1: Antelope Canyon und Horseshoe Bend

Wir schlafen aus, ist auch mal nötig. Dann brechen wir zu einer der Hauptattraktionen rund um Page auf: dem Antelope Canyon. Es gibt zwei Canyonteile - einen upper und einen lower Canyon. Beide kann man nur mit geführten Touren besuchen. Im Ort erfahren wir, dass die Tour durch den Upper-Canyon für die nächsten drei Tage ausgebucht ist. Damit haben wir nicht gerechnet. Wir haben schon vorab gelesen, dass sehr viel los ist aber dass man vorreservieren muss/kann, wussten wir nicht. Nun gut, dann eben "nur" in den schmaleren Lower-Canyon. Viele Leute (lt. Tripadvisor) beurteilten ihn sogar als schöner/besser, als den deutlich teureren Upper.

 

Nur 4 km von Page entfernt, kommen wir schon in den Navajo Tribal Park mit den Antelope Canyons (idyllisch dahinter steht ein Kohlekraftwerk) und sehen schon von Ferne die Autoschlange vor einem Parkplatzhäuschen, buhhh. Hätten vielleicht doch etwas früher aufstehen sollen? Im Endeffekt ging's dann aber doch schneller als gedacht. Die Navajos sind gute Geschäftsleute! Hier gilt unser NP-Jahrespass nicht und man zahlt für das Betreten des Reservats 8 $/Person. Weitere 20 $/Person werden dann für die Tour durch diesen sog. Slot-Canyon verlangt, die wir ohne Reservierung am Parkplatz (bei Ken's Tours) buchen konnten. Unser Führung startet erst in ca. 2 Stunden.

 

Knapp 40°C sind es und ein Hüngerchen macht sich breit. Also fahren wir nochmal zurück in den Ort (nur 10 Min. entfernt) zu Subway. Es ist in Page übrigens nicht zu übersehen, dass wir im Land der Indianer sind. Viele Einwohner sind Navajos und leben vom Tourismus. Unverständlich wie unfreundlich sie teilweise sind. Nun ja, sie können sich's leisten, die Leute, wie wir, kommen ja trotzdem zuhauf und zahlen jeden Preis für "ihre" Sehenswürdigkeiten.

 

Zurück zum Antelope Canyon. 10 Min. vor Tourstart soll man sich im Warteraum einfinden. Die Hütte ist voll. Die 12 Uhr Gruppe wird in mehrere kleine Gruppen aufgeteilt und jede bekommt einen eigenen Guide. Ein paar Verhaltensregeln und los gehts ... zur nächsten Warteschlange. Wir lernen 4 nette Deutsche aus Hildesheim kennen, die uns berichten, dass sie gestern 2 h nach einer Unterkunft hier in Page gesucht haben. Im Golfclub sind sie dann für 350 $ pro Nacht fündig geworden - gut, zu viert ist es dann fast wieder ok. Endlich geht's weiter, die Gruppen vor uns verschwinden peu a peu im Boden. Nach dem eindringlichen Hinweis, dass auf den Treppen und Leitern Fotos absolut verboten sind, geht's auch für uns in die Tiefe. Das Fotoverbot auf den Stiegen fällt sehr schwer. Ist das schön! Und wir haben erst den Anfang des 400 m langen und teilweise weniger als 1 m breiten Slots gesehen. Man taucht ein in die von Wind und Wasser geschliffenen Sandsteinformationen, die sich mit jeder Flashflood wieder ändern können. Das kommt aber nicht so oft vor. Die letzte war 2013. Bevor das hier alles kommerziell wurde, gab es 1997 ein schlimmes Unglück, bei welchem durch eine plötzliche Springflut 11 Besucher ums Leben kamen. Damals gab es noch keine Leitern, der Besuch war nur mit Kletterausrüstung möglich. Unser Guide ist cool, erzählt viel, gibt Tipps für besonders gute Fotos und macht sogar welche mit den Handys der Besucher. Der Canyon ist der absolute Kracher. Sowas haben wir noch nie gesehen.

 

Später erfahren wir auch warum das Fotoverbot auf den Leitern so streng gehandhabt wird. Ein Mann ist beim Selfie machen nach hinten übergekippt und abgestürzt. Die Folge war eine gebrochene Hüfte mit der er 4 Stunden im Cayon ausharren musste, bis er rausgeholt werden konnte.

 

Nach 90 Minuten klettern wir wieder raus aus der Erdspalte. Hier erklärt der Guide durch ein paar Kniffe mit Sand und Wasser noch sehr verständlich wie der Canyon entstanden ist. Wirklich gut und beeindruckend! Die 28 $ p.P. haben sich gelohnt.

Da das Wetter am nächsten Tag nicht so gut werden soll, beschließen wir noch zum zweiten Highlight von Page zu fahren, dem Horseshoe Bend. Das gehört zum Glen Canyon und stellt eine hufeisenförmige Kurve dar, die der Colorado River hier macht. Man läuft nur einen guten Kilometer zum 300 m tiefen Abgrund (das ist so hoch wie der Commerzbank Tower in FFM) - ohne Geländer. Was sollen wir sagen? Schaut selbst auf den Bildern! Danach reicht's uns, mehr geht nicht. Nachmittags sonnen wir uns noch ein wenig am Motel-Pool - was ein hammer Tag!

Tag 2: Glen Canyon (Dam) und Kurzurlaub am Lake Powell

Auch heute lassen wir es gemütlich angehen und holen in unserem Blog die letzten Tage auf, schreiben ein paar Absätze, sortieren Bilder und laden schon mal einen Teil hoch. Da die meisten Gäste wahrscheinlich schon unterwegs sind, geht das WiFi auch mal ein bisschen schneller.

 

Dann brechen wir zum nur 10 Min. entfernten Glen Canyon Dam und Lake Powell auf. Wir fahren einen kleinen Scenic-Drive kurz hinter Page entlang und gehen zu einem schönen Aussichtpunkt mit Blick in den Canyon auf den Colorado River, die Staumauer und den dahinter liegenden Lake Powell. Später fahren wir über die Glen-Canyon-Brücke (direkt vor dem Damm) in den Bundesstaat Utah.

Lake Powell - der zweitgrößte Stausee der USA dient der Energiegewinnung und als Trinkwasserspeicher für sämtliche umliegenden US-Staaten. Eine massive Staumauer wurde von 1956 bis 1964 mitten im Canyon eingezogen. Noch größer ist übrigens nur der Lake Mead bei Las Vegas, der dem gleiche Zweck dient und aus dem gleichen Fluss gespeist wird - nur ein paar Canyons später.

 

Der vorgelagerte Teils des Glen Canyons wurde durch das Anstauen des Colorado Rivers geflutet, was heute der Lake Powell ist. Der Stausee ist dadurch 300 km (!) lang. Die Küstenlinie des Sees ist mit 3.153 km (!!) länger als die gesamte Westküste der USA. 17 Jahre (!!!) hat es gedauert, bis der Canyon voll war. Hinter der Staumauer fließt der Colorado River in seinem natürlichen Flussbett 178 m tiefer im Glen Canyon weiter. Nur wenige Kilometer südlich davon, ist die tiefe Schlucht in Form des Hufeisens (Horseshoe) von gestern.

 

Da es in den letzten Jahren viel zu wenig Regen gab und übermäßig viel Wasser entnommen wird, ist der Wasserspiegel des Lake Powell schon viele Meter tiefer als noch vor einigen Jahren. Das erkennt man sehr gut an den Farbunterschieden der Felswände am See. Mindestens bis zu der hellen Kante stand das Wasser mal. Es sind dadurch Felsformationen wieder aufgetaucht, die man vor Jahrzehnten das letzte mal gesehen hat. Andereseits ist auch ein schöner Strand mit Blick auf den Lone Rock (im Wasser) entstanden, an dem wir am Nachmittag einfach mal faul in der Sonne liegen und uns im See erfrischen. Zu unserer Verblüffung ist kaum was los. Klar, Ferien sind rum. Einige Camper stehen hier mit ihren riesen fahrenden Häusern direkt auf dem breiten Sandstreifen, fahren Bötchen, Jet- und Wasserski, Kanu, SUP und machen abends Lagerfeuer & BBQ. Nice!

 

Wir laufen zum Strand runter und lassen unser Auto oberhalb auf dem Parkplatz stehen, da wir (natürlich) kein Vier-Radantrieb haben und befürchten, im Sand stecken zu bleiben. So erging es kurz zuvor einem deutschen Pärchen aus München mit coolem Camp-Van, mit denen wir uns noch nett unterhalten.

 

Schönheit, Faszination, Wirtschaft, Energie- und Wasserversorgung, Freizeitspaß - hier liegen die Gegensätze dieses krassen Eingriffs in die Natur mit all seinen Folgen sehr nah beieinander.

Zum Tagesabschluss wollen wir uns am Horseshoe Bend noch den Sonnenuntergang anschauen, kommen aber zu spät bzw. ist es inzwischen recht bewölkt. Naja noch kurz ein bisschen Obst vom Walmart. Kai wartet derweil im Auto und sieht dann noch ein Abendrot vom Feinsten. Ich bin wieder zu spät, naja soll heute nicht sein. Sein schönes Foto davon für mich ist trotzdem gut.

Tag 3: Rainy & lazy day

Tatsächlich regnet es heute. Ununterbrochen. Eher eine Seltenheit hier. Man riecht es schon morgens beim Fenster öffnen. Die Natur freut's bestimmt. Frühstück gibt's bei Denny's Diner. Die Pancakes enttäuschen, wie komischerweise bisher alle "Ami-Klassiker". Naja. War'n Versuch wert.

 

Danach schaue ich (Kai) via Webstream, wie meine Dortmunder Jungs 5:1 in Wolfsburg gewinnen. :-) Mein erstes Spiel der Saison. In der Autostadt WOB ist es 20h, hier 11h. Der Stream läuft überwiegend ganz ok, teils lasse ich Nobby Dickel über's BVB-Netradio parallel kommentieren. Lustigerweise meint er, dass sie viele Zuhörer in den USA haben. Auf jeden Fall einen in Arizona. ;-)

 

Den restlichen Tag liegen wir im Bett rum, sortieren Fotos und schreiben an diesem Blogeintrag. Gleich wollen wir noch mal probieren einen guten Burger oder Steak zu finden. Viel mehr wird dann heute wohl nicht mehr passieren. Ungewöhnlich, aber auch mal ok. ;-)

 

edit: Der Pulled-Pork-Burger mit Kartoffel- und Bohnensalat bei "Big John's BBQ" war lecker! :-) Rustikaler, authentischer Laden - das war glaub ich mal eine Tankstelle. Jetzt steht draußen ein Smoker und eine kl. Bühne mit Livemusik. Guter Abschluss für Page, auch wenn's immer noch regnet.

Morgen früh geht's weiter nach Tropic (Utah) nahe des Bryce Canyon. Noch sind die Wetteraussichten leider bescheiden - mal sehen ...

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Kommentare: 1
  • #1

    didi&walli (Mittwoch, 21 September 2016 15:48)

    Wir dachten schon die schönsten Bergformationen gesehen zu haben.....Kappadokien, China,
    Alpen,,,,aber die Bilder von euch...einfach umwerfend und unglaublich...
    wir freuen uns das wir auf diesem Weg eure Erlebnisse teilen können. Weiterhin viel Spaß.