Las Vegas (Nevada)

Nach überwiegend Ruhe in grandioser Natur kommen wir im krassen Gegenteil an: Las Vegas.

 

Die Stadt macht ihrem Beinamen "Sin City" alle Ehre und ist der totale Wahnsinn, im Positiven aber auch Negativem. Es ist ganz sicher der verrückteste Ort den wir je besucht haben.

 

Rien ne va plus? Doch, hier geht alles! ...

Montag, 26.09. - Vom Valley of Fire geht's größenteils durch die karge Wüsten- und Berglandschaft Nevadas südlich über die Insterstate-15. Plötzlich erhebt sich, wie aus dem Nichts, die im Dunst liegende Skyline von Las Vegas. Eigentlich wird hier schon der ganze Wahnsinn deutlich. Irgendwo im Nirgendwo wurde (erst) 1905 die Stadt mit heute über 600.000 Einwohnern gegründet und es schießen heute noch viele Mega-Hotels für die jährlich 40 Mio. Besucher aus dem Boden.

 

Zunächst quälen wir uns bei knapp 40°C durch den Feierabend-Verkehr bis zu unserem Hotel - dem Excalibur. Eines von vielen Themen- und Casino-Hotels am Las Vegas Boulevard der auch einfach "The Strip" genannt wird. Das Hotel ist im Stil einer mittelalterlichen Burg erbaut und nach dem Schwert Excalibur von König Arthur benannt. Es hat über 4.000 Zimmer, unzählige Spielautomaten, bietet Shows, mehrere Restaurants, Bars, Shops und eine große Poollandschaft. Im Grunde eine Kleinstadt für sich. So bewegen sich auch einige Gäste (bzw. Spielsüchtige) erst gar nicht raus aus dem Tempel der vermeintlichen Glückseeligkeit. Rund um die Uhr wird gezockt, zwischendrin evtl. etwas geschlafen, Flat-Rate-gegessen und weitergespielt. Wer nicht spielt, liegt an einem der vier Pools. Wobei der große Pool bereits geschlossen hat - der Sommer ist vorbei sagt man uns. Ok, sind ja auch nur noch 35-40°C statt der bis zu 50°C im Sommer. Bekloppt.

 

Zum Einchecken stehen wir erst mal in einer langen Schlange und die zig Mitarbeiter an den Schaltern versuchen Herr der Lage zu werden. Wir sind total geflasht bzw. leicht angenervt und überfordert. Um uns rum blinkt alles, die Töne und Sounds der millionen Spielautomaten bilden ein wirres Klangorchester. Und war es eben noch unerträglich heiß, lässt uns nun die Klimaanlage in der Lobby frieren.

 

Wir bekommen einen schönes, großes Zimmer mit Kingsize-Bett in der 15. Etage des Resort Towers mit Blick auf die Pools bis in die Berge außerhalb der Stadt. Es wird langsam dunkel und wir beschließen, gleich mal einzutauchen ins bunte Treiben auf dem Strip, der direkt vor unserem Hotel beginnt. In der Nachbarschaft des Excalibur stehen das MGM Grand in dem David Copperfield allabendlich auftritt, das Luxor Casino-Resort (eine 30-stöckige Pyramide mit riesen Sphinx davor) und gegenüber das New York-New York im Stil der Skyline von New York City. Zu den Gebäuden gehören Nachbildungen der Freiheitsstatue, des Empire State Buildings und des Chrysler Buildings. Um das Hotel herum fährt eine Achterbahn. Klar. Warum auch nicht.

 

Wir kommen nach nur wenigen Metern schon nicht mehr aus dem Staunen heraus! Einmal New York im Vorbeigehen bitte. Hier wird's möglich. Sogar über die kleine Ausgabe der Manhatten-Bridge laufen wir und biegen in den kürzlich eröffneten "The Park". Hier ist alles (noch) sehr gepflegt und gehört wie vieles hier zur MGM-Hotel-Gruppe. In diesem "Park" gibt's Restaurants und Bars wie das "Beerhaus", in dem man einfach mal mitten im Raum Tischtennis spielen kann; außerdem ist dort bald "Oktoberfest". Am Ende steht die neue T-Mobile Arena, wo kurz zuvor U2 (aaaah, verpasst!) und Sting aufgetreten sind und bald z.B. die Stones und die L.A. Lakers ein Gastspiel haben. Überhaupt bietet die Stadt in ihren Hotels nach wie vor zahlreiche Shows und Musikacts. Waren es damals Elvis, Sinatra und Johnny Cash, so spielen heute an mehrere Abende infolge aktuell Lionel Richie, Celine Dion, Backstreet Boys, Britney Spears, Boyz II Men usw. Auch erzählt Mike Tyson aus seinem Leben, die Blue Man Group und Cirque du Soleil und zig Tribute-Bands performen.

 

Zurück zum schön illuminierten Park: mit der "California Pizza Kitchen" fällt uns ein stylishes Restaurant auf, wo wir auch gleich reingehen und nicht enttäuscht werden. Eine (dünne) sehr leckere Pizza - die, erstmalig auf unserer Reise, den Namen Pizza verdient hat.

 

Satt und zufrieden laufen wir den Strip weiter hoch - nach Paris. Gemeint ist natürlich der Hotelkomplex samt Eiffelturm (Maßstab 1:2) und verkleinerter Kopie des Triumphbogens. Die Füße des Eiffelturms ragen durch die Decke und stehen im Innenraum des riesen Hotel-Casinos. Die nachempfundenen Pariser Straßenzüge mit altehrwürdigen Fassaden beeindrucken. Klopf, klopf - klingt hohl, Plastik. Wie vieles hier (und in den USA) nur Fassade ... Es ist trotzdem grad WOW und alles unbeschreiblich. Vieles hat man mal im Fernsehen oder Magazinen gesehen, aber NICHTS kommt auch nur annähernd an das Live-Erlebnis ran. Wir haben uns einiges unter Las Vegas vorgestellt, aber dass es so bunt, schrill, skurril, groß und weitläufig ist, haben wir wirklich nicht geahnt. Muss man erlebt haben. Skeptisch standen wir der Stadt gegenüber. Sowas verrücktes (ist es auch) - aber in dem Moment auf dem Boulevard waren wir echt überwältigt. Gleichzeit schüttelt man den Kopf und fragt sich, warum?

 

Vor dem Luxushotel Bellagio schauen wir uns noch die berühmten Wasserspiele und Fontänen an (kennt man u.a. aus Ocean's Eleven). Diese wechselnde, mit Musik unterlegte Show findet alle 15 Minuten am Abend statt. Einfach nur so, aus Spaß und Prestige. Die Hotelanlage ist dem Comer-See nachempfunden, das Hotel selbst ist eins der größten weltweit und beschäftigt 8.000 Mitarbeiter. Wer im Bellagio in der Oberklasse mitspielen will, muss 20.000 $ Eintritt zahlen. Also, hereinspaziert. Wir gehen weiter. Es ist mittlerweile spät, der Tag war lang und wir kehren irgendwann müde um. Auf dem Boulevard kann man sich wirklich die Füße platt laufen, wenn man nicht mit dem Shuttlebus oder der Monorail-Bahn fährt.

Nach dem wir am nächsten Tag ausgeschlafen haben, schaue ich (Kai) erstmal das CL-Spiel des BVB gegen Real Madrid (2:2), zum Frühstück, im Bett. Danach zum Pool - was ein Stress. ;-)

 

Da wir keine Lust mehr auf Experimente haben, essen wir abends wieder gut im Restaurant von gestern und schlendern danach wieder über den Strip. Diesmal kommen wir fast bis an's Ende zum Treasure Island und Wynn, gut 3,5 km Fußweg. Plus einen Abstecher in eine Seitenstraße zum "High Roller" im Vergnügungskomplex The LINQ. Das Riesenrad hat eine Höhe von 167 Metern und ist derzeit das höchste der Welt.

 

Unterwegs kommen wir natürlich noch am eleganten Cosmopolitan-Hotel (ist der Deutschen Bank zugefallen...), dem Aria Resort mit eigener, exklusiver Shoppingmall, dem Caesars Palace, The Venetian ("Klein" Venedig samt Kanälen und Gondeln), The Mirage mit Beatles-Tribute-Show u.v.m. vorbei. Natürlich haben alle Hotels ihre eigenen Casinos. Wahrscheinlich kommt ein Spielautomat auf einen Einwohner. ;-) Mit dem Stratosphere Hotel und Tower, der mit seinen 350 m das höchste, freistehende Bauwerk der USA ist, endet der Strip. Über dem Drehrestaurant auf der Tower-Plattform sind drei verrückte Fahrgeschäfte, wie der Big Shot, mit dem man sich am Turmmast 40 Meter mit 4G hochkatapultieren lassen kann und kurz schwerelos ist. Außerdem gibt's den höchsten Sky Jump der Welt. Irgendwie ist hier eh alles "der Welt".

 

Fertig und reizüberflutet kehren wir spät ins Hotel zurück. Good night Vegas. Ach nee, die Stadt schläft ja nie!

"Welcome to Fabulous Las Vegas"-Sign und Fremont Street

Am nächsten Tag gehen wir im "Coco's Bakery & Bar" hinter dem Hooters frühstücken. "Bäckerei", Lacher! Etwas sehr in die Jahre gekommen, mit geschmacksbefreiter Deko und leicht schmuddelig - aber es schmeckt gut! Es gibt DEN Klassiker: French Toast, Pancakes und Rührei mit Bacon und Würstchen. Jawoll! 1.250 Kalorien each (steht ja ÜBERALL dran, soll keiner sagen, dass er von nichts wusste). Muss sich ja lohnen, unsere Viellauferei hier. ;-)

 

Danach noch einen Abstecher auf den, genau, Strip. Krass übrigens, dass man hier in so ziemlich jedes Hotel einfach reinspazieren und nahezu alles erkunden kann. Einige haben ja ganze Shopping-Welten inside. Im Planet Hollywood Hotel interessiert uns die 6. Etage, wo eine künstliche, stehende Welle zum Surfen angeboten wird. Wir schauen einigen ein bisschen beim surfen und bodyboarden zu und wollen danach erstmal nur an unseren Pool - faul rumliegen, was sonst eher nicht unser Ding ist. Es kommt uns immer so vor, als ob beim Nichtstun die Zeit und der Tag so schnell vorbei gehen. Viel schneller, als Tage an denen man viel unternimmt und erlebt. Dazu macht die Hitze einen ja eh schon matschig inne Birne. Obwohl es (zum GlücK) etwas wolkig geworden ist. Egal, jeder so wie er mag, unsere Welt und Art von Urlaub wäre das überhaut nicht, also mehr als 2 Tage am Stück am Pool liegen. Dazu die überwiegend üble Musik aus den Boxen am Pool und vielen Leute, die sich um Liegen streiten. Lust auf Ausflüge (Red Rocks, Hoover Dam), wie zuvor angenommen, haben wir aber auch nicht mehr.

Abends fahren wir mit unserem Auto (haben wir ja eigentlich behalten, um der Stadt tagsüber entfliehen zu können...) erstmal zum Klassiker, dem "sagenhaften" Leuchtschild auf dem Mittelstreifen des Las Vegas Boulevard, das seit 1959 Besucher von Las Vegas begrüßt. Es steht allerdings ein paar Kilometer außerhalb der Stadt, südlich hinter dem Mandalay Hotel auf Höhe des Flughafens. Schon sehr cool dieses bekannte Neonschild mal live und in Farbe zu sehen. Meinten auch ca. 20-30 andere Leute mit uns. Außerdem steht Elvis vor einem rosa Cadillac zufällig zur Deko neben uns. Den sehen wir später auf dem Weg zur Fremont Street ganz im Norden der Stadt wieder, wie er zu einer der vielen Wedding Chapels abbiegt. :-) Wir aber fahren weiter ins Parkhaus "Neonopolis" in Downtown Las Vegas. 

 

Wiki-to-go: Die Fremont Street ist die nach dem Las Vegas Boulevard (The Strip) bekannteste Straße in Las Vegas. Hier befinden sich einige der bekanntesten Casinos der Stadt, wie das Golden Gate oder das Golden Nugget. Sehr bekannt ist auch die Neon-Figur eines Cowboys, auch bekannt als Vegas Vic. Die Straße gibt es bereits seit 1905, demselben Jahr, in dem die Stadt gegründet wurde. Lange Zeit war die Fremont Street das Zentrum der Vergnügungsindustrie in Las Vegas. Erst mit dem Bau der sog. "Megaresorts" seit Beginn der Neunzigerjahre verlagerte sich das touristische Interesse hin zum Las Vegas Strip. Eine der vielen Maßnahmen zur Attraktivitätssteigerung angesichts der Abwanderung von Touristen zum Strip ist die 1995 fertiggestellte Attraktion Fremont Street Experience.

 

Sie überdacht die fünf westlichsten Blöcke der Fremont Street mit einer gigantischen LED-Kuppel (27 m hoch, 450 m lang!). Unfassbar! Unter dem Dach "fliegen" Leute via Zip-Lines über unsere Köpfe hinweg. Wir dachten in Vegas schon alles bekloppte gesehen zu haben, aber das hier toppt das bisherige fast nochmals. Dazu so viele Menschen, an einem Mittwoch Abend, außerhalb der Saison. Wahnsinn! Verrückte Vögel in allen möglichen Kostümen, halbnackte DJanes, Livemusik von guten (Cover-)Bands und wieder endlos viele Automaten in den Casinos. Ganz crazy fanden wir auch im Golden Nugget die transparente Röhrenrutsche in den Pool - die vorher durch ein großes Aquarium u.a. mit Haien führt.

 

Nach knapp 2 Stunden fahren wir völlig überladen wieder nach Hause. Dieses Spektakel hat uns übrigens nur einen Dollar gekostet, für's Parkhaus. Die erste Stunde ist kostenlos, die weiteren nur einen Dollar/Stunde. Hier merkt man wie sehr der Strip und die Fremont Street in Konkurrenz stehen ...

 

Wir fallen wieder mal platt ins Bett und schlafen bis kurz vorm Check-out und Abreise zum Flughafen, der nur einen Steinwurf weit entfernt ist.

 

Die Zeit in Las Vegas wollen wir absolut nicht missen, es war aufregend und überwältigend. Dennoch fragt man sich, was das eigentlich alles soll. Dazu wird einem mehr als deutlich Reichtum und Armut täglich auf den Straßen vorgeführt. Auch hier wieder eine Vielzahl von Obdachlosen zwischen der künstlichen Glamourwelt. Die gigantische (Energie-)Verschwendung, wohlgemerkt in der Wüste, mal ganz außen vor. Aber gut, wir machen den Quatsch ja mit, wobei wir weder gespielt haben (die Bank gewinnt eh immer) oder sonst unnötig Geld ausgegeben haben. Ursprünglich war Las Vegas für uns nur Mittel zum Zweck: der Flughafen zurück nach Germany.

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Kommentare: 1
  • #1

    didi&walli (Samstag, 08 Oktober 2016 10:01)

    Ne ,diesen Blogabschnitt haben wir heute am 8.10.erst gesehen,gelesen und die Bilder bestaunt....Einfach Klasse..